Laborlexikon - R -

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Raster

Ein Raster ist eine Glasscheibe oder Trägerfolie mit einem feinen, regelmässigen Punktmuster. Die Punkte sind aber keine scharf begrenzte, schwarze Kreisflächen sondern weisen eine nach aussen abnehmende Dichte auf. Wird eine Vorlage durch einen solchen Raster auf Strichfilm belichtet (wobei sich der Raster im Kontakt mit dem Film befindet), so wird das Bild in scharf begrenzte Punkte zerlegt, deren Durchmesser von der Helligkeit der Vorlage abhängt. Dieser Rasterung genannte Vorgang ist bei praktisch allen Druckverfahren die Voraussetzung, um Halbtöne (Halbtonwiedergabe) wiedergeben zu können. Für spezielle Effekte sind neben Punktrastern auch Linienraster sowie unregelmässige Strukturen (Kornraster) in Gebrauch.

Raster können im Fotolabor auch für kreative Zwecke verwendet werden. Da professionelle Druckraster teuer sind, kann man als Alternative auf sogenannte Effektnegative ausweichen.

Rayogramm

Fotogramme, teilweise kombiniert mit realen Bildelementen, die vor allem durch die Arbeit des Fotografen Man Ray (1890-1976) bekannt wurden. Obwohl Ray nachweislich nicht der Erfinder dieser Verfremdungen ist, wurden sie nach ihm benannt.

RC-Papier

(RC = resin coated = kunststoffbeschichtet). Fotopapier, dessen Papierträger beidseitig mit einer Kunststoffschicht versiegelt ist. Meist wird dafür Polyäthylen (engl. = polyethylen) verwendet; daher auch die Bezeichnung PE-Papier. Der Träger von RC-Papieren nimmt bei der Verarbeitung weder Wasser noch Chemikalien auf, was sich in deutlich verkürzten Prozesszeiten - vor allem bei der Wässerung und Trocknung - und in einer verbesserten Planlage niederschlägt. Ein weiterer Vorteil ist der problemlose Glanz, der selbst bei einfacher Lufttrocknung von alleine entsteht. Trotz gelegentlicher (meist unbegründeter) Bedenken in bezug auf die Haltbarkeit, haben RC-Papiere überall dort, wo eine schnelle, einfache Verarbeitung wichtig ist, neue Massstäbe gesetzt. Heute wird fast nur noch im Bereich der künstlerischen Fotografie das umständlicher zu handhabende Barytpapier verwendet.

Recycling

Dem Recycling kommt heute in der Fotografie grosse Bedeutung zu. Beschränkte man sich früher wegen des hohen Preises für Silber auf die Silberrückgewinnung, so erstrecken sich heute die Bemühungen einiger Firmen über die gesamte Produktion und Verarbeitung. Vor allem in modernen Grosslabors wird immer häufiger mit vollständig geschlossenen Kreisläufen gearbeitet. Die Filmhersteller gehen sogar so weit, die Kunststoffspulen von Klein- und Rollfilmen einzusammeln und der Wiederverwertung zuzuführen.

Reduktion

Allgemeine Bezeichnung für eine chemische Teilreaktion, bei der ein Teilchen (Atom, Molekül) Elektronen aufnimmt. Zusammen mit der gleichzeitig auftretenden Oxidation wird die ganze Reaktion auch als Redoxvorgang bezeichnet.

Reflexionslichthof

Licht, das die Emulsionsschicht und den Träger durchquert, kann an der Rückseite des Trägers reflektiert werden und so wieder in die Emulsion zurückgelangen. Diese zusätzliche Belichtung tritt als ring- oder saumförmiger Lichthof in Erscheinung. Durch eine Einfärbung des Trägers (Grey Base) oder einen eingefärbten Gelatinerückguss kann der Reflexionslichthof unterdrückt, aber nicht ganz verhindert werden. (Diffusionslichthof, Lichthof.)

Regenerierung

Durch Ersetzen verbrauchter oder verschleppter Substanzen kann die Reaktionsfähigkeit von fotografischen Bädern über einen langen Zeitraum erhalten werden. Diesen Vorgang nennt man Regenerierung. Dabei kommen entweder kleine Mengen frischer Lösung (Nachfüllösung) oder spezielle Regeneratorlösungen zum Einsatz. Mit der Regenerierung senkt man nicht nur den Chemikalienverbrauch, sondern man schont auch die Umwelt. In professionellen Labors werden grundsätzlich alle Bäder regeneriert. Aber auch im Heimlabor kann man die Regenerierung - zumindest beim Entwickler - praktizieren. Das Problem sind die für den Kleinverbraucher meist zu grossen Mindestmengen, in denen die entsprechenden Chemikalien im Handel sind. Für einige Negativentwickler (z.B. ID-11, Microphen) sind aber schon Entwickler-Regenerator-Kombinationen ab 2,5 Liter erhältlich. Damit kann man ohne weiteres über ein ganzes Jahr verteilt Dutzende von Filmen mit grosser Verarbeitungskonstanz entwicklen.

Reifung

Eine fotografische Emulsion ist kein völlig stabiles Produkt mit stets gleichbleibenden Eigenschaften. Innerhalb der lichtempfindlichen Schicht laufen auch nach der Produktion bestimmte chemische Reaktionen ab, die das Verhalten des Materials mess- und sichtbar verändern können. Neben der produktionstechnischen Reifung bei der Herstellung ist für den Verbraucher vor allem die Nachreifung bei der Lagerung von Bedeutung. Bei der Herstellung werden die Eigenschaften einer Emulsion so gesteuert, dass sie im voraussichtlichen Zeitpunkt des Verbrauchs optimale Werte erreichen. Veränderungen, die nach diesem Zeitpunkt ablaufen, bedeuten eine allmähliche Verschlechterung. Aus diesem Grund sollte das bei allen lichtempfindlichen Materialien aufgedruckte Verbrauchsdatum nicht wesentlich überschritten werden.

Reproduktion

Unter einer Reproduktion versteht man in der Fotografie eine möglichst originalgetreue Kopie einer Halbton- oder Strichvorlage. Tonwertskala (Kontrast), Schärfe und - bei Farbreproduktionen - die Farben des Originals müssen im Rahmen des technisch Machbaren erhalten bleiben. Das Ziel einer Reproduktion ist in der Regel ein Aufsichtsbild oder ein Diapositiv. Im Gegensatz zu einem Duplikat muss eine fotografische Reproduktion aber weder in bezug auf das Material noch in der Grösse mit der Vorlage übereinstimmen. Im Gegenteil: Oft ist gerade der Materialwechsel Grund für eine Reproduktion. So werden z.B. von Gemälden Diapositive hergestellt, die man dann auf einem Scanner für den Druck weiterverarbeiten kann. Auch die für den Druck nötige Rasterung mit einer Reprokamera oder einem Scanner gehört in den Bereich der Reprofotografie.

Reprofilme

In der Reprofotografie und im grafischen Gewerbe eingesetztes, extrem hart arbeitendes Planfilmmaterial. Haupteinsatzbereich ist die Herstellung von (meist gerasterten) Druckvorlagen (Raster). (Lithfilm, Dokumentenfilm.)

Retikulation

Runzelkorn.

Retouche

Verfahren zur Beseitigung kleiner Verarbeitungsfehler (Staub, Kratzer) oder zur Veränderung ganzer Bildteile auf fertig verarbeiteten Bildern. Der häufigste Fall ist sicher das Ausflecken kleiner punkt- oder fadenförmiger, heller Fehlstellen, die durch Staub beim Vergrössern entstehen. Dazu genügt ein feiner Marderhaarpinsel und eine geeignete schwarze Lasurfarbe. Sollen schwarze Punkte entfernt werden (Staub auf dem Negativ bei der Aufnahme), so muss man zur Schabretouche greifen. Dabei wird mit einem scharfen Retouchiermesser die geschwärzte Schicht vorsichtig abgeschabt, bis der gewünschte, hellere Bildton erreicht ist. Diese Methode kann allerdings nur bei Barytpapieren empfohlen werden, da die Schicht der modernen RC-Papiere hiefür zu dünn ist.

Wesentlich aufwendiger gestaltet sich die Veränderung ganzer Bildteile. Solche Aktionen sind etwa dann notwendig, wenn ein unschöner Hintergrund verändert oder störende Details entfernt werden sollen. Retouchen dieser Grössenordnung sind nur mit einer professionellen Spritzretouche zu bewältigen. Dazu wird eine kleine, mit Druckluft betriebene Spritzpistole benützt, mit der man (mit viel Übung) auch grössere Flächen gleichmässig decken und sogar Verläufe erzeugen kann. (Negativretouche.)

Retusche

Retouche.

Reziprozitätsfehler

Das Reziprozitätsgesetz besagt, dass eine lange Belichtungszeit bei geringer Beleuchtungsstärke zum gleichen Resultat führt wie eine kurze Belichtungszeit bei grosser Beleuchtungsstärke. Der österreichische Astronom Schwarzschild entdeckte, dass diese Beziehung bei sehr langen Belichtungszeiten nicht mehr zutrifft (daher auch die Bezeichnung Langzeitfehler oder Schwarzschildeffekt); das heisst, die Emulsion wird bei langen Belichtungszeiten zunehmend unempfindlicher (Empfindlichkeit). Bei modernen Tageslichtfilmen ist bei Belichtungszeiten über einer Sekunde die gemessene Zeit mit dem sogenannten Schwarzschildfaktor zu multiplizieren. Da dieser Faktor von Filmtyp zu Filmtyp und von Hersteller zu Hersteller schwankt, kann keine allgemeingültige Formel angegeben werden. Man muss sich daher an die Datenblätter der entsprechenden Hersteller halten.

Ein ähnlicher Effekt tritt auch bei extrem kurzen Belichtungszeiten auf und ist als Kurzzeitfehler bekannt.

Der Reziprozitätsfehler rührt daher, dass bei zu geringer Beleuchtungsstärke oder zu kurzer Belichtungszeit in einem Silberhalogenid-Kristall eine zu geringe Zahl Silberkeime entstehen kann, und diese in der Folge teilweise wieder zerfallen oder bei der Entwicklung nicht wirksam werden.

Der Reziprozitätsfehler tritt auch bei Fotopapieren auf und spielt vor allem bei Grossvergrösserungen ein Rolle.

RMS-Wert

(RMS = Root-Mean-Square). Masszahl für die Körnigkeit eines Negatives. RMS 5-20: mikrofein bis fein; RMS 21-30: mittel bis grob; RMS 31-56: grob bis sehr grob. (Korn, Körnigkeit.)

Rollenpapier

Neben der Konfektionierung als Blattware ist Fotopapier auch auf Rollen erhältlich. Die gebräuchlichsten Breiten für Printer betragen 89, 108, und 127 mm bei Längen zwischen 30 und 500 m. Da das grösste Blattformat üblicherweise bei 50 x 70 cm liegt, wird für Grossvergrösserungen auf alle Fälle Rollenpapier benötigt. Die lieferbaren Breiten betragen 102, 127, 132 und 142 cm bei einer Länge von 30 m.

Rotationsentwicklung

Entwicklung von Filmmaterial und Fotopapieren in horizontal angeordneten Trommeln oder Dosen (Dosenentwicklung), die mittels Motorantrieb während der gesamten Verarbeitungszeit um die Längsachse gedreht werden. Vorteil dieser Methode ist der sehr geringe Chemikalienverbrauch, da das Material durch die konstante Rotation immer wieder benetzt wird. Einige Geräte für die Rotationsentwicklung sind für einen halbautomatischen oder automatischen Chemikalienwechsel vorgesehen und weisen dadurch Eigenschaften eines Prozessors auf.

Rückschicht

Gelatinerückguss.

Runzelkorn

(Retikulation.) Bezeichnung für einen Verarbeitungsfehler, der durch eine zu grosse Temperaturdifferenz oder eine sehr starke Änderung des pH-Wertes zwischen den einzelnen Bädern entstehen kann. Quillt Gelatine in einem warmen Bad stark auf und wird sie anschliessend in einem kalten Bad schockartig abgekühlt, so kann durch Schrumpfung der Schicht eine körnige Struktur entstehen, die allerdings mit dem eigentlichen Filmkorn nichts zu tun hat. Bei modernem Filmmaterial tritt dieser Fehler praktisch nicht mehr auf.


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